Mechanisches Keyboard mit unbedruckten Keycaps

Bei unseren Projekten versuchen wir möglichst datensparsam keine Ressourcen von externen Servern zu laden. Webfonts können da auf den ersten Blick manchmal im Weg stehen. Wie wir doch meistens ohne gestalterische Kompromisse ans Ziel kommen, haben wir euch hier mitten in der Google-Fonts-Abmahnwelle zusammen­geschrieben.

Wenn es nicht ohne externe Ressourcen geht, ist das bei den meisten Diensten kein so dramatisches Problem: bei einem Warenkorb eines externen Webshop-Anbieters oder einem eingebetteten Video können wir die Besucher:innen fragen, ob sie diese nachladen wollen. Bei Webfonts ist das anders: die Website sollte schon beim ersten Aufruf in einem konsistenten Design daherkommen.

Warum können Webfonts überhaupt ein Datenschutzproblem sein?

Basics first! Wenn Webfonts von einem Service wie Google Fonts oder Adobe Fonts (früher Typekit) direkt eingebunden werden, wird die Font-Datei bei nahezu jedem Aufruf von dort geladen. Die IP-Adresse eurer Benutzer:innen wird an den Server der Anbieter geschickt und landet somit DSGVO-widrig oftmals in einem unsicheren Drittland (looking at you, USA 🇺🇸).

Wenn ihr die Fonts direkt vom eigenen Server einbindet, seid ihr etwas besser aufgestellt. Anbieter wie MyFonts möchten aber wissen, ob ihr die vereinbarten Seitenaufrufe überschreitet und verpflichten euch einen Tracking-Link einzubauen. Damit landet die IP-Adresse der Website-Besucher:innen dann doch wieder bei den Anbietern.

Alternative zu Google Fonts

Der riesige Fundus an kostenlosen Schriften, den Google dort bereithält, klingt erstmal verlockend. Die typografische Qualität variiert aber sehr stark und die hochwertigeren Schriften sind im Web ungefähr so beliebt wie Arial, Verdana & Co. im Web der frühen 2000er.

Falls ihr euch aber schon für einen Font aus der Sammlung von Google entschieden habt, gibt es eine einfache Möglichkeit diesen auch rechtssicher einzubinden. Tatsächlich gehören diese Webfonts nämlich gar nicht Google, sondern stehen als Open Source glücklicherweise jeder und jedem zur Verfügung (trotzdem: vor Verwendung nochmal Lizenz lesen 🤓).

Das ist insofern fantastisch, als das uns nichts daran hindert, die Fonts direkt vom eigenen Server zu laden. Eure Fonts könnt ihr natürlich – wenn’s sein muss 🙄 – weiterhin bei Google Fonts aussuchen. Sobald es aber an die Einbindung geht, schaut euch mal den google-webfonts-helper an.

Interface von google-webfonts-helper mit dem Text im Font Tester „Bitte benutzt auf keinen Fall Lobster. Grüße an unseren Freund und Webfont-Influencer @glyphe gehen raus.“

Hier könnt ihr eure Webfonts mit ein paar Klicks auswählen, anpassen und für die lokale Einbindung in euer Webprojekt runterladen. Einen Codeschnipsel CSS gibt’s auch noch dazu. Kein Tracking, keine Einbindung vom Google-Server – mission accomplished! 🚀

Alternativen zu Adobe Fonts

Auch wenn Adobe Fonts nicht von der aktuellen Abmahnwelle betroffen ist, wird es hier etwas komplizierter. Adobe liefert alle Webfonts über den eigenen Server aus. Adobe ist ein US-amerikanisches Unternehmen – folglich wird’s also mit der privacy-freundlichen Einbindung schwierig.

Das Angebot von Adobe ist hochwertiger und für Gestalter:innen sowie Unternehmen sehr viel interessanter als der Google-Katalog. Da das Erscheinungsbild eines Projekts in der Regel maßgeblich von der verwendeten Typografie mitgetragen wird, müssen wir also eine Alternative zu Adobe Fonts finden. Ein Austausch des Webfonts gegen eine ähnliche Schrift würde also nicht klappen.

Glücklicherweise werden die Schriften bei Adobe Fonts dort üblicherweise nicht exklusiv angeboten. Wo ihr den Font herbekommt, hängt von der Type Foundry – also dem Hersteller oder Rechteinhaber der Schrift ab.

Fonts von Adobe selbst (oder auch von exljbris) könnt ihr bei Fontspring kaufen.

Fontspring does not require you to install any cumbersome pageview tracking scripts. We trust you.

Wir sind große Fans: mit Fontspring haben wir schon einigen Webprojekten in puncto Privatssphäre den letzten Schliff gegeben. Charmant ist natürlich auch die Einmalzahlung. Denn auch wenn die allermeisten Designbüros und Agenturen mit der Creative Cloud arbeiten, benötigen deren Kunden für die Webfont-Einbettung mittlerweile ein eigenes Abo.

Alle anderen Fonts, die ihr bei Adobe findet, lassen sich am sichersten auf den Seiten der Type Foundries selbst finden. Nach unserer Erfahrung findet man dort ebenfalls Webfonts ohne Abomodell und zum selbsthosten. Das mag aber nicht in jedem Einzelfall so sein – immer mal einen Blick in die FAQ und/oder die Lizenz werfen.

Ist Adobe Fonts also für mich komplett nutzlos, obwohl ich schon ein Abo habe?

Nein, keinesfalls. Ihr könnt die Desktopfonts für die Nutzung in allen möglichen anderen Medien ja durchaus über Adobe Fonts nutzen. Den Webfont zum selbsthosten kauft ihr dann einfach über die Foundry oder über Fontspring dazu.

MyFonts, FontShop & Co.

Wie schon oben eingeleitet: MyFonts möchte immer einen Tracking Link verpflichtend einbinden. Auch wenn das Unternehmen behauptet, es sei GDPR-konform unterwegs, würden wir eher mal eine Datenschutzanwält:in dazu befragen. Die IP-Adressen wandern in die USA und die gelten, seit der EuGH das Privacy-Shield-Abkommen gekippt hat, als unsicheres Drittland.

FontShop nutzt auch Tracking Links, sitzt aber dagegen in der EU. Müsste ja klargehen!? So einfach ist es leider nicht. FontShop, genauer die Monotype GmbH, gehört zur Unternehmensgruppe Monotype Imaging Inc., dem amerikanischen Fontgiganten. Ebenso wie MyFonts übrigens. Ob Gerichte und Datenschutzanwält:innen also mit einer Nutzung von FontShop-Webfonts glücklicher wären, übersteigt leider unsere Expertise als datenschutzinteressierte Designer und Entwickler.

Independent Type Foundries – unsere Held:innen 🎉

Die besten Schriften gibt es aus unserer typografischen Sicht natürlich bei der unabhängigen Szene. Die gestalterische und handwerkliche Qualität ist hoch. Wobei natürlich auch viele unabhängige Schriftschmieden in den Katalogen von Adobe Fonts & Co. auftauchen.

Oft sind die Fonts auch etwas ungesehener als die von den großen Playern. Ironisch, dass genau diese Zeilen in der GT Walsheim von Grilli Type geschrieben sind, die wohl ein echter Mega Seller sein müsste. Zumindest sieht man sie seit Jahren extrem häufig.

Bisher sind uns aus diesem Bereich aber noch keine Webfonts untergekommen, die Datenschutzprobleme machen würden. Das heißt natürlich nicht, dass es sie nicht geben könnte. Tracking und Hosting auf externen Servern sind aber eher bei den großen Anbietern gängige Praxis.

Einige unserer Favoriten ❤️

Vielen lieben Dank an den Fachanwalt für Medienrecht Max Greger, der uns mit seinem Webinar „Abmahnwelle: Google Fonts“ aus der Reihe Design macht Business beim AGD zu diesem Post inspiriert hat.

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